Trackseden (auch Trankseden)

Trackseden ist der Ursprungsort der Familie Gedratis, später Gedrath. Wäre dort im Jahre 1736 nicht eine Dorfschule auf Befehl des Königs in Preußen gebaut worden, wüsste man heute nicht sehr viel über die kleine Ansiedlung nordöstlich der Memel, im heutigen Litauen.

 

Das Dorf

1615 ist Trankseden ein Dorf im Schulzenamt Kallehnen. Die zugehörige landwirtschaftliche Fläche beträgt 22 Huben und 6 Morgen. Davon werden 4 Huben (Hufen) und 26 Morgen nicht bewirtschaftet, später beträgt die Brachfläche sogar 8 Huben und 21 Morgen. Einen exakten Umrechnungsfaktor für die Hube gibt es nicht, da nicht nur die Fläche, sondern auch die Qualität des Bodens bei der Festlegung der Hube eine Rolle spielt. In noch früheren Zeiten bezeichnet die Hube (der Hof) den Anteil eines Bauernhofes an der Gesamtfläche des Dorfes. Geht man von dieser Bedeutung einer Hube aus, hätte Das Dorf 1615 ungefähr aus 18 betriebenen Höfen bestanden.

1660 liegen von den 23 Huben 17 "öd und wüst". Das sind 74% nicht bewirtschaftete Fläche.

1785 hatte das Dorf 11 Feuerstellen und unterstand dem Amt Schreitlanken.

 

Die Schule

Doch nun zum Bau der Dorfschule in Trackseden. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. reist im Sommer 1736 nach Ostpreußen, weil wider seine Anordnungen, die bereits drei Jahre zurückliegen, die Gründung von Schulen immer wieder verzögert wird. Nun will er die Gründe vor Ort untersuchen und sein Anliegen vorantreiben. Sein Befehl lautet eindeutig, dass der Aufbau von Schulen in den "litauischen Ämtern" angefangen werden soll, um dann in den "deutschen Ämtern" fortgesetzt und so bald wie möglich vollendet zu werden. Unter den "litauischen Ämtern" sind vermutlich die Schulzenämter zu verstehen, welche jenseits der Memel liegen.

 

Die Hauptschule in Willkischken, dem zuständigen Kirchspielort, besteht bereits und es sollen noch drei weitere Dorfschulen entstehen, damit die Kinder nicht so weit laufen müssen, und so regelmäßiger als bisher zum Unterricht erscheinen. So, wie damals üblich, untersteht die Aufsicht über die Schulen der kirchlichen Organisation. Der König wird deshalb begleitet vom zuständigen Erzbischof in Ragnit, Lindemann, und dem Hofgerichtsrat Uhde, der mit der Durchführung der Schulgründungen in den "litauischen Ämtern" beauftragt wird. Die geplanten Dorfschulen sollen in den Dörfern Kellerischken, Trackseden und Gröschpelken verwirklicht werden. Aus den Lagebeschreibungen der Dörfer, bezogen auf Willkischken (Vilkyskiai), geht hervor, dass Trackseden 1 1/2 Meilen gegen Nord Ost liegt. Das ist eine sehr wichtige Angabe, ohne die das Dorf heute nicht mehr zu lokalisieren wäre. Irgendwann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Ansiedlung wüst gefallen, so dass sie auf den Landkarten nicht mehr zu finden ist.

 

Die kleine Ansiedlung ist am 3. Januar 1894 bei Laugszargen eingemeindet worden, so dass der Ortsname Trankseden wegfiel. Siehe auch Ortsbeschreibung von Laugszargen.

 


Größere Kartenansicht

 

Zur Zeit der Errichtung der Schule gibt es 7 Bauern in Trackseden und 6 schulpflichtige Kinder. Die Entfernung aus den anderen 6 Dörfern, die zum Einzugsbereich der Schule gehören, beträgt ca. 1/4 Meile, also etwas weniger als zwei Kilometer. Insgesamt wird mit 39 Kindern gerechnet.

 

Für das Jahr 1770 gibt es Informationen zum Inventar der Schule:

  • 1 Tisch
  • 4 Bänke
  • 1 große ABC-Tafel
  • 1 Lektions-Katalog
  • 1 deutsches Quandt-Gesangbuch
  • 1 litauisches Neues Testament
  • 1 praktische Anweisung zum Katechesieren
  • 1 litauische praktische Gnadenordnung in 4 Gesprächen
  • 2 litauische Predigten von dem bußfertigen Schächer am Kreuz
  • 1 litauischer Katechismus

 

Die Aufzählung lässt vermuten, dass es in den Dörfern viele Familien litauischen Ursprungs gibt. Auch die Sprache wird eher litauisch als deutsch sein.

 

Lehrer und Dorfeinwohner

1677 Ludwig Schlaupa, Maurer

1736 Elias Oge, Bauer

(1758)-1770 Johann Poplowsky, Lehrer

Johann Treske, ein Schneider, Lehrer

1807-1840 Johann Bock, geb. 20.01.1779 in Ußpelken bei Szillen, Lehrer

1834-1835 Ferdinand Korck, Adjunkt zum Lehrer

Ab 02.11.1835 Leopold Keßler, Adjunkt zum Lehrer und ab 1840 Lehrer

 

Kriegswirren und Pest

Die Dörfer des Kirchspiels Willkischken werden zwar nicht von der vollen Wucht des 30jährigen Krieges getroffen, aber auch nicht gänzlich verschont. Nicht lange Zeit darauf erfolgt der Einfall der Schweden im Zuge des zweiten Schwedisch-Polnischen Krieges (1655-1661) und noch einmal 1679.

 

Die Auswirkungen der Pest (1705-1709) für das Kirchspiel sind verheerend.

112 Tote in 1705

142 Tote in 1706

65 Tote in 1707

102 Tote in 1708

2665 Tote in 1709

Trankseden ist unter den Dörfern, die die meisten Verluste zu tragen haben. Die Überlebenden sind völlig verarmt. Erst in den zwanziger Jahren beginnt die Wiederbesiedlung und 1723 findet eine Neuvermessung im gesamten Kirchspiel statt. Die verödeten Bauernhöfe werden nach und nach durch litauische, deutsche und andere Kolonisten besetzt.

 

Kaum hat sich die Bevölkerung von der Pest ein wenig erholt, die Neuansiedler sich eingerichtet, kommen neue Belastungen im 7jährigen Krieg (1757-1762) auf sie zu. Vor allem das russische Heer muss auf seinem Rückzug aus Ostpreußen im Kirchspiel Willkischken fürchterlich gewütet haben. Von Raub, Plünderung und Brandschatzung ist die Rede. Über Trankseden gibt es in diesem Zusammenhang keine Nachrichten. In Willkischken jedoch steht kein Stein mehr auf dem anderen. Kirche, Schule und viele Häuser sind abgebrannt.

 

Auch der sogenannte Erste Befreiungskrieg (1813-1814), nach dem Feldzug Napoleons gegen Russland, bringt wieder Unruhe und Leid. Viele junge Männer werden in den neu aufgestellten preußischen Landsturm und die Landwehr eingezogen. Die Bestellung der Felder muss hinten anstehen. Überall im Kirchspiel werden Spenden eingezogen. In diesen Spendenlisten werden aus der Familie Gedra(i)tis bekannt:

Jurge Gedratis, Greißöhnen, Landsturmmann, 5 Groschen

Christoph Gedraitis, Meldiglauken, Landwehrmann, 10 Groschen

Johann Gedraitis, Trackseden, Landsturmmann, 5 Groschen

 

Johann Gedraitis ist vermutlich ein Sohn von Jons (Johann), der 1799 in Trackseden gestorben ist. Christoph Gedraitis könnte Kristups, der Sohn von Sims (Simon) sein. 1813 ist er 16 Jahre alt. Es passt aber zeitlich nicht ganz mit der Geschichte seiner Verschleppung durch die Franzosen nach Wesel überein. Der Name Gedraitis tritt nur in der engeren Umgebung von Trankseden auf, in anderen Kirchspieldörfern gar nicht.

 

(Daten und Fakten stammen aus: Otto Schwarzien (Hrsg.), Bilder aus der Vergangenheit des Kirchspiels Willkischken, in: Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreussen e.V., Nr. 24)

 

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